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Blick über den MUNA-Zaun: Was passiert bei den Erkundungen?
Die DB führt derzeit wie angekündigt auf dem Gelände der ehemaligen Heeresmunitionsanstalt (MUNA) bei Feucht Erkundungen durch. Wir geben einen Einblick in den aktuellen Stand der Untersuchungsarbeiten.
Auf dem MUNA-Gelände wurde im und nach dem Zweiten Weltkrieg Munition produziert, gelagert sowie entschärft. Das Gelände ist bis heute aufgrund der Kampfmittelbelastung für die Öffentlichkeit gesperrt. Die BImA ist die Eigentümerin des Geländes und stellt der DB die Flächen für die Dauer der Untersuchungen bereit.
Testfelder werden probeweise geräumt

Die Erkundungen haben mehrere Schwerpunkte: Neben neuen Grundwassermessstellen und testweisen Bunkerräumungen sind so genannte Testfeldräumungen ein wichtiger Bestandteil der Untersuchungen. Rund 35 Testfelder mit einer Größe von jeweils ca. 25x25 Metern wurden dafür ausgewählt. Damit die Testfelder möglichst repräsentativ für das Gesamtgelände sind, wurde bei der Auswahl darauf geachtet, dass sie gleichmäßig über das Gelände verteilt liegen und auch Erkenntnisse zur historischen Nutzung, beispielsweise aus alten Luftaufnahmen, wurden berücksichtigt. Schon bei der Planung der Testfelder wurde der Umfang von Eingriffen in die Natur auf das Mindestmaß reduziert. Dies war u.a. ein Kriterium bei der Auswahl der Testfelder.
Durch Oberflächensondierung werden Bodeneingriffe minimiert
Vor Ort kümmert sich ein Team von Expert:innen für Kampfmittel, Grundwasser und mehr um die Ausführung der Untersuchungsarbeiten. Um nur dort in das Gelände eingreifen zu müssen, wo es auch wirklich erforderlich ist, erfolgt im ersten Schritt immer eine umfangreiche Oberflächensondierungen. Dazu steckt das Team zunächst das jeweilige Testfeld vor Ort ab. Anschließend wird das Testfeld in jeweils 50 Zentimeter breite Bahnen unterteilt und jede einzelne Bahn mit einem Sondierungsgerät abgelaufen. Das Gerät erfasst den 50 Zentimeter breiten Streifen bis zu einer Tiefe von mehreren Metern. Die Sondierung erfolgt mittels Geo- und Elektromagnetik. Dabei werden metallische Teile erfasst, die sich unter der Oberfläche befinden. Die aufgezeichneten Daten werden anschließend am Computer zusammengeführt und ausgewertet.
„Bei den Oberflächensondierungen erfassen wir auch kleinste Teile, selbst eine Stecknadel könnten wir je nach Tiefe aufspüren. Die Technik erleichtert uns die Arbeit nicht nur erheblich, sondern stellt auch sicher, dass wir nicht mehr als nötig in die Natur eingreifen müssen.“, sagt Dr. Thomas Hanauer von der Firma Mull und Partner. Er koordiniert im Auftrag der DB die Erkundungsarbeiten auf dem MUNA-Gelände.
Alle Funde werden genau dokumentiert
Anhand der aufgezeichneten Daten identifizieren die Kampfmittelfachleute die Stellen innerhalb des Testfeldes, an denen gegraben werden muss. Vermutete Funde werden grundsätzlich von Hand freigelegt. Nur bei größeren Objekten kann die Unterstützung z.B. durch einen Bagger erforderlich werden. In der Regel werden die Fundstellen bis zu einer Tiefen von ca. 1 Meter freigelegt. Bloß im Bereich von früheren Bomben- oder Sprengtrichtern kann auch eine tiefere Grabung nötig sein. Alle aufgefundenen Objekte werden genau dokumentiert. Dabei wird unter anderem die genaue Lage, die Art, Größe und der Zustand erfasst. Alle vorgefundenen Objekte werden anschließend fachgerecht entsorgt.
Gesprengte Bunker werden geöffnet
Neben den Testfeldern sollen ausgewählte Bunker testweise geräumt. Die Bunker wurden nach 1945 verfüllt und die Decken gesprengt. Über die heutige Situation in den Bunkern ist wenig bekannt. Die Erkundungen sollen das ändern: Die Bunkerteile werden erschütterungsarm voneinander getrennt und vorsichtig ausgehoben. Auch hier werden aufgefundene Objekte untersucht, dokumentiert und entsorgt.
Erweiterung des Grundwassermonitorings

Als dritter Schwerpunkt werden neue Grundwassermessstellen eingerichtet, die das bestehende Netz von Grundwassermessstellen auf dem MUNA-Gelände erweitern. Ziel ist es, zusätzliche Erkenntnisse zu einer potenziellen Belastung des Grundwassers zu gewinnen. Auch vom Grundwasser lassen sich Rückschlüsse auf die Belastung des Geländes ziehen.
Umfangreiches Sicherheitskonzept
Um die Sicherheit der Mitarbeitenden vor Ort, der Bevölkerung sowie der Natur zu gewährleisten, werden die Untersuchungen durch ein umfangreiches Sicherheitskonzept flankiert. Dieses wurde – wie auch das Erkundungskonzept selbst – durch ein auf Planung und Überwachung von Kampfmittelräummaßnahmen spezialisiertes Büro mit sehr viel Erfahrung erstellt. Auch alle ausführenden Firmen können auf langjährige Expertise im Umgang mit Kampfmitteln bzw. dem jeweiligen Gewerk zurückgreifen. Die Erkundungsarbeiten werden durch eine kampfmitteltechnische Fachbauleitung vor Ort koordiniert und überwacht sowie durch einen Sicherheits- und Gesundheitskoordinator begleitet. Dieser stellt u.a. die Einhaltung von Sicherheitsregeln sicher.
Die Arbeiten wurden vorab mit der zuständigen Naturschutzbehörde abgestimmt und die erforderlichen Genehmigungen eingeholt. Beeinträchtigungen für Flora und Fauna werden durch minimalinvasive Verfahren möglichst vermieden. Zudem werden die Arbeiten, wenn möglich, in weniger sensiblen Bereichen vorgesehen. Dadurch ist die Fällung von Bäumen nur in einzelnen Ausnahmefällen erforderlich, beispielsweise bei größeren Kampfmittelfunden im Wurzelbereich eines Baumes. Bislang musste bei den Arbeiten noch kein Baum gefällt werden. Winterquartiere von Fledermäusen sind nach aktuellem Stand nicht betroffen. Eine Umweltbaubegleitung unterstützt die Arbeiten vor Ort und stellt die Einhaltung naturschutzfachlicher Regeln sicher.
Keine Vorfestlegung auf Standort MUNA
Die Untersuchungen wurden bereits in der Raumordnungsunterlage als erforderlich für die Standortentscheidung aufgezeigt. Die Ausführung dieser bereits seit längerem geplanten Erkundungen stellt somit ausdrücklich keine Vorfestlegung der DB auf den Standort MUNA dar. Bei dem MUNA-Gelände handelt es sich aufgrund der historischen Nutzung als Munitionslager im und nach dem Zweiten Weltkrieg um ein außergewöhnlich komplex einzuschätzendes Gelände. Da eine vergleichbare Situation an den anderen beiden im Raumordnungsverfahren untersuchten Standorte nicht besteht, sind vergleichbare Erkundungen dort nicht erforderlich.
Keine Abhängigkeit zum Raumordnungsverfahren
Die Untersuchungen finden unabhängig vom derzeit laufenden Raumordnungsverfahren statt. Die Ergebnisse sollen in die nach dem Raumordnungsverfahren anstehende Standortentscheidung einfließen. Carsten Burmeister, Gesamtprojektleiter für das ICE-Werk: „Alle für das Raumordnungsverfahren erforderlichen Informationen haben wir in einer sehr umfangreichen Unterlage in das Verfahren eingebracht. Bei den derzeit laufenden Erkundungsuntersuchungen der MUNA gewinnen wir vor allem Erkenntnisse zu Dauer und Kosten einer möglichen Räumung. Diese Fragen sind für uns als DB sehr wichtig – sie beeinflussen aber nicht die Raumverträglichkeit des Standortes.“
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Bei einem Presserundgang gab die DB einen Einblick in die Untersuchungen. -
Mit einem großen Bohrgerät wird eine neue Grundwassermessstelle gebohrt. -
Dr. Thomas Hanauer erläutert im Interview die Hintergründe des Grundwassermonitorings. -
Das Sondierungsgerät wird vorbereitet. Es arbeitet mit Geo- und Elektromagnetik. -
Die abgesteckten Testfelder werden Stück für Stück mit dem Sondierungsgerät abgegangen. -
Die Kampfmittelexperten erläutern die Funktionsweise der Sondierung. -
Auch einige ausgewählte Bunker sollen im Rahmen der Erkundungen testweise geräumt werden. -
Gesamtprojektleiter Carsten Burmeister im Interview zu den laufenden Erkundungen.
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