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Foto: DB AG/Pablo Castagnola

Welche Züge werden zukünftig im Raum Nürnberg übernachten?

„Dieser Zug endet hier. Wir bitten alle Fahrgäste auszusteigen.“ Vielleicht haben Sie diese Durchsage auch schon einmal bei der Fahrt mit einem Nah- oder Fernverkehrszug gehört. Tagsüber wendet ein Zug nach seinem regulären Ende oftmals und fährt anschließend auf gleicher Strecke zurück oder steuert ein neues Ziel an. Doch was passiert eigentlich nachts, nachdem ein Zug seine letzte Fahrt absolviert hat?

"Endbahnhof - Nicht einsteigen": Dieser ICE hat seinen Dienst in Nürnberg beendet.

Nachts stehen die meisten Züge still

Wenn für einen Zug nachts eine längere Einsatzpause im Fahrplan vorgesehen ist, sprechen wir von einer „natürlichen Nachtstilllage“. Als „natürlich“ bezeichnen wir Nachtstilllagen dann, wenn sie direkt aus dem Fahrplan und somit aus dem Verkehrsbedürfnis der Menschen resultieren. Ein ICE-Werk am Ort vieler natürlicher Nachtstilllagen ist besonders wichtig, da so eine große Zahl unnötiger Fahrten vermieden werden kann. Aufgrund des großen Gewichts der bis zu 400 Meter langen Züge würde sonst ein großer Energieverbrauch zum Transport von leeren Zügen anfallen – und das jeden Tag.

Die Nachtstilllagen liegen meist genau zu den Zeiten, zu denen wir Menschen üblicherweise nicht im ICE reisen wollen – in etwa zwischen 24 Uhr abends und 5 Uhr morgens. Je nach Zug dauert eine Nachtstilllage in der Regel rund vier bis sechs Stunden. Das ist die einzige Zeit, in der die Züge nicht auf der Strecke unterwegs sind und somit auch das Hauptzeitfenster, in dem die Instandhaltung, Wartung, Reparatur und Reinigung der Züge durchgeführt werden kann. Die knappen Zeitfenster müssen daher gut genutzt werden.

Die Nachtstilllagen sind prall gefüllt mit Arbeiten am Zug

Sind Sie schon einmal im ICE gereist und standen vor einer verschlossenen Toilette? Oder konnten im Bordbistro keinen Kaffee genießen, weil die Kaffeemaschine defekt war? Vielleicht hat der Zug dann nicht ausreichend Zeit im ICE-Werk verbringen können, beispielsweise weil er mit einer Verspätung im Werk angekommen ist oder weil ein anderer Zug die Werkhalle länger belegt hat. Denn reicht die Zeit nicht für alle vorgesehenen Arbeiten aus, werden natürlich zuallererst die Dinge angegangen, die für die Sicherheit unserer Fahrgäste relevant sind. Die Tätigkeiten, die vorrangig dem Komfort dienen wie die Reinigung oder die Beseitigung von Störungen an Kaffeemaschine und Co., werden in solchen Fällen zugunsten der Pünktlichkeit meist auf den nächsten Werksbesuch verschoben.

Im Raum Nürnberg übernachten heute nur wenige Fernverkehrszüge

Wir werden häufig gefragt, welche und wie viele Fernverkehrszüge derzeit in Nürnberg beginnen und enden. Die Antwort: Heute gibt es kaum Fernverkehrszüge, die im Raum Nürnberg übernachten. Der Grund hierfür ist naheliegend – denn es gibt derzeit im Großraum Nürnberg schlicht und einfach keine ausreichende Infrastruktur für viele Nachtstilllagen im Fernverkehr. Zwar können einige kürzere Baureihen in den Bereichen Dürrenhof oder Gostenhof abgestellt werden und dort die Wartezeit bis zum nächsten Fahrgasteinsatz überbrücken. Doch für die in den Nachtstilllagen dringend erforderliche Behandlung insbesondere von langen ICE-Zügen gibt es im Raum Nürnberg derzeit keinerlei Möglichkeiten. Daher werden Züge, die eigentlich eine natürliche Stilllage in Nürnberg hätten, heute teilweise zu den nächsten ICE-Werken verlängert und fahren so zusätzlich bis nach München, Frankfurt oder Leipzig weiter.

Das neue ICE-Werk im Raum Nürnberg soll zum Ende dieses Jahrzehnts in Betrieb gehen. Entscheidend ist daher vor allem, wie viele Züge ab 2030 und weit darüber hinaus in Nürnberg beginnen und enden werden – immerhin soll das geplante ICE-Werk für einen langen Zeitraum hinweg einen wichtigen Beitrag zu einem leistungsfähigen Fernverkehr in Deutschland leisten. Die Größe des Werks orientiert sich daher am zukünftigen Bedarf und nicht am heutigen.

Die Nachtstilllagen geben die Werksgröße vor

Von Nürnberg aus in die ganze Republik: Diese Ziele steuern Züge an, die in Zukunft in Nürnberg übernachten sollen.

Für den zukünftigen Bedarf sind die Fahrplankonzepte der DB relevant sowie die Prognosen und Fahrplanentwürfe des Deutschlandtaktes. Daraus ergeben sich perspektivisch morgendliche Starts vom Raum Nürnberg aus in alle Himmelsrichtungen, beispielsweise in Richtung Hamburg, Berlin, Leipzig, NRW, Wien oder Stuttgart. Hinzu kommen Züge, die bis bzw. ab Nürnberg als Doppeltraktion bestehende Züge verstärken, also beispielsweise in Nürnberg an einen aus Richtung München kommenden Zug angehangen werden. Auch für Züge, die aufgrund größerer Reparaturen länger im Werk bleiben sowie für eine Einsatzreserve muss Platz im Nürnberger Werk sein. Zu guter Letzt können durch perspektivische neue Fernverkehrsangebote weitere Züge hinzukommen, beispielsweise weil nach Abschluss von Ausbauprojekten neue Verbindungen von und ab Nürnberg möglich sind. Alles in allem werden für das neue Werk im Raum Nürnberg bis zu 25 Züge pro Tag vorgesehen. Selbstverständlich dimensionieren wir unser neues Werk nur so groß, wie es auch wirklich benötigt wird – schon alleine um Kosten und Flächenbedarf zu minimieren. Ebenso selbstverständlich muss das Werk aber ausreichend Platz bieten für die Anforderungen der nächsten Jahre und Jahrzehnte.

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